Die Lingua ignota (lateinisch für „unbekannte Sprache“) ist eine konstruierte Sprache aus dem 12. Jahrhundert, die von der Benediktinerin Hildegard von Bingen geschaffen wurde. Hildegard schrieb die Wörter der Lingua ignota in einem ebenfalls von ihr konstruierten Alphabet mit 23 Buchstaben (genannt Litterae ignotae), die 23 lateinischen Buchstaben entsprechen.
Hildegard verfasste ein Glossar mit dem Titel Ignota lingua per simplicem hominem Hildegardem prolata („Eine unbekannte Sprache, von dem einfältigen Menschen Hildegard vorgelegt“), das unter anderem im Rupertsberger Riesenkodex überliefert ist. In dem Glossar erklärt sie die Wörter ihrer Lingua ignota durch Übersetzung in teils lateinische, teils mittelhochdeutsche Wörter.[1] Der Wortschatz umfasst 1011 Begriffe, die einen Bezug zum menschlichen Leben sowie zur Natur haben. Die Verwendung der Lingua ignota scheint auf einzelne Ausdrücke in Hymnen und Briefen begrenzt zu sein.
Es herrscht keine Einigkeit darüber, welchen Zweck die lingua ignota verfolgte oder wie sie entstanden ist.[2]
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